Pläne, die Elbe mit einer sehr großen Fernwärmeleitung zu queren, gibt es schon seit mehr als 10 Jahren. Alle sind bisher am Widerstand der betroffenen Bürgerinnen und Bürger gescheitert.
1. Die Moorburgtrasse komplett
„Moorburgtrasse“ wurde eine von Vattenfall im Jahr 2010 beantragte Fernwärmeleitung genannt, die vom Fernwärme-Standort Haferweg durch Altona bis zum Steinkohle-Heizkraftwerk Moorburg gebaut werden sollte. Durch den hartnäckigen Widerstand vieler Hamburger Bürgerinnen und Bürger wurde diese Trasse in den Jahren 2010 bis 2013 verhindert.
Nach dem Rückkauf des Fernwärmeunternehmens hat das städtische Unternehmen Hamburg Wärme GmbH (WHH) am 18.12.2019 den Bauantrag für eine Wärmetrasse vom Kohle-Heizkraftwerk Moorburg nach Altona zurückgezogen und das Planfeststellungsverfahren Fernwärmetransportleitung Moorburg – Altona eingestellt.
Das bedeutet aber nicht, dass der Anschluss des Kohlekraftwerks Moorburg an das Hamburger Fernwärmenetz endgültig vom Tisch sei, wie der ndr schreibt. AfD, CDU und FDP setzen sich nicht deswegen für den Bau der Elbtrasse ein, weil sie den von der Umweltbehörde gewünschten „Energiepark Hafen“ so gut finden, sondern weil die Elbtrasse bei entsprechenden politischen Mehrheiten leicht nach Moorburg verlängert werden kann.
2. Die Moorburgtrasse in zwei Teilstücken
Ende 2016 nahm Vattenfall einen neuen Anlauf, diesmal mit einem Trassenverlauf von Bahrenfeld durch Groß Flottbek und Othmarschen bis zur Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm (MVR – südlich der Elbe). („Fernwärmesystemanbindung West (FWS-West)“)
Durch ein zweites von Vattenfall vorgeschlagenes Trassenstück „Wärmeanbindung Moorburg“ (WA MOOR im Bild) sollte der Anschluss an das Steinkohle-Heizkraftwerk Moorburg hergestellt werden. Damit wäre eine „Moorburgtrasse 2.0“ komplett gewesen.
Die grün geführte Behörde für Umwelt und Energie (BUE) unterstützte den Trassenbau bis zur MVR (FWS West = „Südtrasse“ oder „Elbtrasse„) mit der Begründung, südlich der Elbe ließe sich viel erneuerbare Wärme erschließen. Versprechungen dieser Art haben sich allerdings im Verlauf des Jahres 2017 und auch danach weitgehend als leere Worte erwiesen.
Nicht nur bei dem von Vattenfall gewünschten Anschluss des Wärmenetzes an das Kohle-Heizkraftwerk Moorburg, sondern auch bei der im Jahr 2017 von der BUE zusammen mit Vattenfall vorgeschlagenen „Südvariante“ für den Ersatz des Heizkraftwerks Wedel sollten neue umfangreiche Lieferungen von Kohlewärme aus dem HKW Moorburg an die Ölwerke Schindler erfolgen, die gegenwärtig mit Dampf von der MVR versorgt werden. Ein Großteil der in der MVR erzeugten Wärme sollte im Austausch bei dieser so genannten „MVR-Rochade“ in das städtische Fernwärmenetz fließen.
Der Antrag von Vattenfall für das zweite Trassenstück zur Wärmeanbindung des HKW Moorburg wurde von der Umweltbehörde (BUE) nicht akzeptiert. Am 20. April 2018 teilte die BUE mit, der für den 27. April 2018 vorgesehene Scoping-Termin zur Planung der Trassen-Anbindung des HKW Moorburg an das zentrale Fernwärmenetz werde vertagt. Als Begründung wurden Vorbehalte und Einwände gegen die vom Energieunternehmen Vattenfall beabsichtigte Trassenführung angegeben.
3. Die Elbtrasse
Ende August 2018 erklärte die BUE nach einem Streit mit Vattenfall, sie wolle beim Ersatz des HKW Wedel ganz auf zusätzliche Auskoppelung von Kohle-Fernwärme aus Moorburg verzichten. Vattenfall reagierte so: Wenn für Hamburg Fernwärme aus dem HKW Moorburg nicht akzeptabel sei, werde auch Vattenfall nicht darauf bestehen, sofern das Fernwärme-Unternehmen nicht von Hamburg zurückgekauft werde. Senat und Bürgerschaft waren aber wegen des Netze-Volksentscheids verpflichtet, den Rückkauf zum 1. Januar 2019 zu vollziehen, sofern er zulässig war.
In einer Bürgerschaftsdrucksache vom 16. Oktober 2018 erklärte der Senat zur Elbtrasse: „Die im Süden erzeugte Wärme wird über eine von der zukünftigen Gesellschaft zu errichtende und zu betreibende Leitung nach Norden geleitet und voraussichtlich in Bahrenfeld in die vorhandene Wedel-Leitung eingespeist. Diese Leitung kann nach derzeitigem Planungsstand spätestens 2024 in Betrieb genommen werden.“
Mit dem im Oktober und November 2018 von Senat und Bürgerschaft beschlossenen vollständigen Rückkauf des zentralen Fernwärmesystems beabsichtigt der gegenwärtige rot-grüne Senat weiterhin den Bau einer „Südtrasse“ mit Elbquerung. Ob nach der nächsten Bürgerschaftswahl im Februar 2020 doch noch eine vollständige „Moorburgtrasse 2.0“ geplant und gebaut wird, hängt davon ab, welche Parteien den nächsten Senat bilden werden. Denn von den Oppositionsparteien hat nur die LINKE dem Rückkauf zugestimmt. Gleichzeitig forderte sie: Keine Wärmetrasse unter der Elbe! AfD, CDU und FDP wünschen dagegen weiterhin den Anschluss des Kohle-Heizkraftwerks Moorburg an das Fernwärmenetz.
Der Scoping-Termin, der am 24. Juni 2019 stattfand, war nun der Auftakt für ein neues Planfeststellungsverfahren, mit dem die grün geführte Umweltbehörde den Bau einer Elbtrasse durchsetzen will. Am 11. September 2019 wurde ein Antrag zur Genehmigung der Elbtrasse bei der Planfeststellungbehörde eingereicht. Senator Kerstan verteidigte die Elbtrasse am 16. September 2019 in einer sehr gut besuchten Veranstaltung der Bürgerinitiative „Keine Elbtrasse!“.
Mehr zum bevorstehenden Planfeststellungverfahren hier und zum Verlauf der jetzt geplanten Elbtrasse hier.